Es ist aber nicht die Liebe, die schmerzt

Liebe fühlt sich nur schmerzhaft an, wenn du etwas erwartest und wenn deine Erwartungen enttäuscht werden. Wir halten gerne das für Liebe, was eher der Wunsch nach Liebe und nach einer Liebesbeziehung ist. Das ist so menschlich und oft mit so intensiven Gefühlen verbunden, dass wir aus dem Schmerz nicht herausfinden. Wenn die Liebe zu einem Menschen dich so sehr schmerzt, dich tieftraurig macht, dich verzweifeln lässt, dann bist du im Grunde nicht in der Energie von Liebe. Du bist vielmehr in eine Wiederholungssituation geraten, die mit deiner Prägung als Kind zu tun hat. Was im Schmerz vor allem sichtbar wird, sind die ungestillten Bedürfnisse und die Verletzungen deines inneren Kindes bzw. des Kindes, das du einmal warst. Und das nicht gesehen und geliebt wurde.

Zum Begriff „bedingungslose Liebe“:

Ich vermeide diesen Begriff, und zwar weil das Spezifische reiner Liebe nun mal die Bedingungslosigkeit ist. Genau genommen, gibt es idealerweise bedingungslose Liebe nur zwischen einer psychisch gesunden Mutter und ihrem (neugeborenen) Kind. Wächst das Kind heran, gibt es für die meisten dann sehr wohl Bedingungen, obwohl man als Kind um seiner selbst willen geliebt sein sollte, d.h. ohne jegliche Bedingung. Aber kaum einer hat das in seiner Kindheit erfahren. Mehr noch: Nach meiner Beobachtung haben alle vom Dualseelenleid Betroffenen in ihrer Kindheit Erfahrungen von Machtmissbrauch, Liebesentzug oder sonstige destruktive Beziehungsmuster erlebt, die mit Liebe nicht viel zu tun haben. Liebe an Bedingungen zu knüpfen, ist ein Widerspruch in sich, obwohl Beziehungen im Allgemeinen und Liebesbeziehungen im Besonderen sehr wohl an Bedingungen geknüpft sind, und zwar unabhängig davon, ob diese Bedingungen offengelegt oder versteckt oder unbewusst sind.

Liebe in einer Liebesbeziehung

In einer Liebesbeziehung spielen also selbstverständlich Bedingungen eine Rolle. Das muss kein Widerspruch sein, wenn beide bereit sind, sich selbst-bewusst, liebend, nährend in eine Beziehung einzubringen. Gegenseitige Treue kann z.B. eine solche Bedingung sein, auch wenn das viele gar nicht explizit aussprechen.

Dualseelen-Liebe

Triffst du auf deine Dualseele, hast du das Gefühl, endlich zu Hause angekommen zu sein. Aber nach einer Weile, wenn die Realität dich einholt, bricht all das auf, was in dir tief verletzt ist. Dein Wunsch, geliebt zu sein, in der Liebe gleichsam zu verschmelzen, zeigt, dass du – deine Seele – das Liebesdefizit deiner Kindheit (und/ oder aus einem anderen Leben) endlich heilen möchtest.

Eine Dualseelen-Liebe fühlt sich deshalb eine lange Zeit extrem schmerzhaft an. Du wirst – ob du willst oder nicht – mit dir selbst und deiner Prägung konfrontiert.

Dem Gefühlsklärer zu wünschen – und das machen nicht wenige Loslasser*innen –, es möge ihm schlecht gehen, damit er endlich seine eigenen Aufgaben angeht, hat nicht wirklich mit Liebe zu tun. Lass ihn doch sein Leben so leben, wie er es gewählt hat! Ich bin sicher, er lebt das Leben, das seine Seele braucht. Erhebe dich nicht über ihn und sage: He, ich weiß besser, was gut für dich ist! Du würdest das umgekehrt doch sicher auch nicht wollen?!

Liebe ist Verbindung

Die Beziehung zwischen Dualseelen ist meist von ganz bestimmten Erwartungen und recht fixen Vorstellungen geprägt. Und meist ist keine tragfähige Beziehung möglich, weil einer oder beide anderweitig gebunden sind. Die Liebe, die Dualseelen füreinander empfinden, bedeutet nicht, dass sie ein Liebespaar werden – das kann sein, in diesem oder einem anderen Leben, das muss aber nicht sein. So gesehen wird sie ein Mysterium bleiben – das zu akzeptieren, ist eine wichtige Erkenntnis in deinem Wachstumsprozess.

Ich glaube, dass du deiner Dualseele begegnest bist, um dich seelisch zu ent-wickeln. Und sei ehrlich: Reine Liebe fühlt sich leicht, beflügelnd, wohlig warm an. Es ist ein In-Verbindung-Sein. Liebe ist nicht nur ein Gefühl oder Gefühlszustand, sondern vor allem eine Energie, die dich seelisch nährt.